Erich Kristan

Erich Kristan (*16.11.1904) kam aus Königsberg.

Nach dem Ersten Weltkrieg war die Fliegerei in Deutschland verboten. Der Flug ohne Motor war dabei jedoch nicht berücksichtigt. So gründeten Flugbegeisterte 1920 den „Ostpreußischen Verein für Luftfahrt in Königsberg/Pr.“ und bauten sich ihr Segelfluggerät selbst. Zusammen mit Carl Berr, Kurt Peyan und Ferdinand Schulz entdeckte Erich Kristan die Rossitten für den Segelflug.
Erich Kristan war bereits im Jahre 1922 technischer Assistent von Ferdinand Schulz, der die „Besenstielkiste“ konstruiert hatte. Das Fluggerät wurde mit geringstem Materialaufwand gebaut und war sehr leicht. Beim Rhönwettbewerb wurde es wegen mangelnder Baufestigkeit von der Technischen Kommission (Teko) nicht zugelassen. Dennoch kann es zahlreiche Rekorde vorweisen, u.a. 8 h 42 min Dauerflug.
Im Mai 1923 fand in Rossitten der Erste Küstensegelflug-Wettbewerb mit zwölf Flugzeugen aus ganz Deutschland statt. Die Rekorde purzelten. Ferdinand Schulz holte Dauer-, Strecken- und Höhenrekorde.
1925 wurde die „Rhön-Rossitten-Gesellschaft“ gegründet. Rossitten wurde neben der Wasserkupper/Rhön und Grunau in Niederschlesien zu einer bedeutenden Segelflugschule ausgebaut. Beim ersten Segelfluglehrgang 1925/26 wurden zwei Kraniche eingesetzt, die Erich Kristan gebaut hat.

Auf der Suche nach einem Fluggelände in der Nähe von Königsberg entdeckte Erich Kristan Korschenruh bei Brandenburg am Frischen Haff als Segelfluggelände. Das Gelände ist, vor allem bei Westwinden nutzbar.

Hier gründete er 1925 mit einer Schar junger Segelflieger eine Fluggruppe.

Er konstruierte und baute ein Segelflugzeug, dem er den Namen Kranich IV gab. Das Flugzeug hatte einen offenen Führersitz, ähnlich der Junkers F-13, mit der er beruflich stark verbunden war.
Der Führersitz wurde 1931 verkleidet, d.h. geschlossen, weil man auch im Winter Flugbetrieb machte.
Der Kranich IV wurde 1926-1927 in einer Bauzeit von 7 Monaten (nur abends) erbaut und hatte eine Spannweite von 16 Metern. Eingeflogen wurde der Kranich IV im Mai 1927 in Rossitten.

Ab 1933 wurde Erich Kristan vom Deutschen Luftsport-Verband als Segelfluglehrer und Werkstattleiter hauptberuflich in Königsberg/Pr. beschäftigt.

Im Juli 1934 folgte er einem Ruf der Fliegeruntergruppe 15 nach Dortmund. Nach kurzer Einarbeitung im Ruhrgebiet erhielt er den Auftrag zum Aufbau einer Segelfliegerschule in Schüren bei Meschede.

Bericht der Westfalischen Landeszeitung 15.10.1934
Bericht der Westfalischen Landeszeitung 15.10.1934

Nachdem 1937 die Handwerkskammern auch die Möglichkeit der Ablegung der Meisterprüfung im Segelflugzeugbau erhalten hatten, legte Erich Kristan als erster die Meisterprüfung im Holz- und Metallflugzeugbau vor der Handwerkskammer in Arnsberg ab. (Der Meisterbrief ist abgebildet unter Geschichte bis 1945)

Westfälische Landeszeitung 30.04.1937

Bei Gründung des NSFK im April 1937 wurde er als Lehrmeister für den Segelflugzeugbau übernommen und zum Segelflugzeugprüfer I. Ordnung ernannt.

Sein Dienst bei der Segelflugschule bzw. Werkstattleiterschule Meschede-Schüren endete im April 1938 durch seine Versetzung zur Technischen Schule des NSFK in Hamburg.

Im September 1944 wurde Erich Kristan technischer Leiter der Reichssegelflugschule Wasserkuppe in der Rhön.
Nach Kriegsende, als der Segelflug verboten war, wurde heimlich in der Wohnung ein Zögling gebaut, der dann nach Wiederzulassung des Segelflugs auf der Wasserkuppe, unter Aufsicht der Amerikaner, eingeflogen wurde. Gerhard Kristan, der Sohn von Erich Kristan, erinnert sich: „Den heimlichen Bau eines Zöglings 35 der Gersfelder Gruppe habe ich ab etwa 1949 auch in unserer Wohnung in Obernhausen mitbekommen. Meine Mutter war alles andere als begeistert. Es wurde dann im Hühnerstall weitergearbeitet. Auch mit dem Zögling  wurde Hangflug an der Wasserkuppe versucht. Den ersten wieder zugelassenen Flügen auf der Kuppe durfte ich beiwohnen.“