von Bodo Kirtz
Zu jedem Flugplatz gehört eine Kneipe, ein Vereinslokal, in dem man sich trifft und Geselligkeit pflegt. Auch in Schüren gab es dafür die Pinte. Als ich im Jahre 1968 nach Schüren kam, wurde die Pinte von einem Wirtsehepaar Ludwig betrieben. Dort gab es für Besucher auch schon mal einen Kaffee und gelegentlich auch ein Stückchen Kuchen. Selbstverständlich wurden die jungen Flieger nach Genuss des Mittagessens zum Küchendienst, mit Spülen und Abtrocknen, eingeteilt. Frau Ludwig war eine Seele von Mensch und so gab es für’s Spülen auch schon mal ein Eis.
Familie Ludwig wohnte am Flugplatz, in der Wohnung in der Flugzeughalle. Der alte Herr Ludwig hatte seine Hühner in ehemaligen Waschräumen unterhalb der Werkstatt, am Ende der Flugzeughalle untergebracht.
Wenn am Flugplatz schlechtes Wetter vorherrscht, und im Lehrgang 1969 hielt dies mehrere Tage an, dann kommen Segelflieger auch schon mal auf dumme Gedanken. An einem Samstag Nachmittag kam Jan L. aus Berghausen auf die Idee die Hühner besoffen zu machen. Eine Flasche Korn hätte die Futterkörner sogar für Flieger genießbar gemacht.
Der Hahn kam erst auf den Geschmack und dann richtig in Fahrt. Er bestieg eine Konservendose und weil diese sich durch hin- und herrollen mächtig wehrte, machte er ein Mordsgeschrei.
Oder Hühner kann man auch hypnotisieren. Wer’s nicht glaubt, kann es bei Wikipedia nachlesen. Jedenfalls war dieser Trick eher harmlos, obwohl dem armen Herrn Ludwig ein gewaltiger Schrecken durch die Glieder fuhr, als sich alle seine Hühner nicht mehr bewegten. Nach einiger Zeit waren die aber wieder munter und fidel.
1969 weilten Fliegergruppen des Kölner Klub für Luftsport und aus Mülheim an der Ruhr in Schüren. Der Vorstand hatte diese in unserem renovierten Jungenschlafraum untergebracht und wir mussten ausweichen. Das hat uns gar nicht gefallen und so beschlossen wir den Fremden in der Nacht ein Huhn in den Schlafsaal zu setzen. Erwartungsgemäß verhielt sich dieses ruhig bis die Sonne aufging. Bei den ersten Sonnenstrahlen randalierte das Federvieh und soll wohl dem einen oder anderen Schlafenden auf’s Haupt geschissen haben. Wie Flieger so sind, machten die Fremden kurzen Prozess und warfen das Huhn aus dem Fenster. Leider haben Hühner im Verlauf der Evolution sich das abgewöhnt, weswegen wir in Schüren waren. Die Bruchlandung endete im Suppentopf und wir durften das Huhn ersetzen.
Nicht wegen uns haben die Wirtsleute wenig später gekündigt und wir standen ohne Wirt da. Mein Kumpel Paul-Werner und ich haben eine Saison lang am Wochenende die Pinte geschmissen. Da fuhren dann auch schon mal Sonntags 2 Busse mit Holländern vor, die neben den sanitären Anlagen auch noch Kaffee und Kuchen suchten. Die Kaffeemaschine hinter der Theke erinnerte an „Wat is’n Dampfmaschin!“ und war riesig. Man hätte damit auch durchaus 5 Busse bedienen können. Später wurde das Monster dann verschrottet, zumal es kaum jemand bändigen konnte und die Gefahr durch heißen Dampf und Verbrühungen zu groß war. Jedenfalls blieben für den Verein ein paar Mark über und der eine oder andere Gulden.
Die Suche nach einem neuen Wirtsehepaar gestaltete sich schwierig, brachte uns aber den „Alten Fritz“ als Fluglehrer ein.