Die segelfliegerischen Möglichkeiten im Sauerland sprachen sich immer mehr herum. Auch bis nach Rheinberg einem Städtchen zwischen Wesel und Moers. Die Segelflieger zieht es nach Schüren. Heinz Trautwein berichtet am 1. August 1932 in der „Rheinberger Zeitung“:
Rheinberger Jungflieger in Schüren bei Meschede
Nachdem wir unsere erste Maschine fertiggestellt hatten, hieß es, sie fliegerisch zu erproben und die Jungflieger auszubilden. Mittwochabend 12 Uhr, als unser liebes Rheinberg schon fest schlummerte, luden die Rheinberger Jungflieger ihr Gepäck in den großen Daimler-Kastenwagen der Firma Underberg und nahmen Abschied.
In Moers wurde der Transportwagen mit zwei Flugzeugen angehängt. Dort kontrollierte man unsere Ausweise und gab uns die letzten Befehle für das Fliegerlager. Der Leiter für die ersten 14 Tage ist unser Rheinberger Führer Lenartz, die Flugleitung hat Benno Klaus. Um 1 Uhr starten wir 22 Jungflieger in Moers. Nach einer wundervollen Nachtfahrt durch das schöne Ruhrtal und Sauerland kamen wir gegen 10 Uhr 30 morgens in Schüren an. Der erste Blick galt natürlich dem Fluggelände, mit dem wir nicht in jeder Hinsicht zufrieden sind. Darauf luden wir ab und schlugen, soweit welche vorhanden waren, die Zelte auf. Mittlerweile hatte sich der Lagerbetrieb gut entwickelt. Es sind mit uns noch Gruppen aus Bochum, Dortmund, Schwerte und Attendorn hier, die sämtlich in den Scheunen der Bauernhöfe, die das Dorf Schüren darstellen, untergebracht sind. Ein Lager des Freiwilligen Arbeitsdienstes verpflegt uns vorzüglich, und die „Freiwilligen“ sind die besten Kameraden.
Da bis jetzt Regen und falsche Winde uns an größeren Flügen hinderten, wurde mit dem Schulbetrieb begonnen. Alle Anfänger haben jetzt jeder 6 Starts gemacht und können schon einen schönen Fortschrift verzeichnen. Samstagmorgen waren die A- und B-Piloten zu der nächsten Bahnstation Wennemen gefahren, um die übrigen 5 Maschinen zu holen, und zwar das „Grunau-Baby, Ferdinand Schulz“, einen „Hol’s der Teufel“, 2 „Zöglinge“ und die Rheinberger „ESL 29 Ltn. d. Res. Hus. 8 Hubert Underberg“. Nach dem Abendessen sitzen wir am Zeltlager und singen Volkslieder. Das ganze Leben ist militärisch aufgezogen. Selbst zum Waschen und zum Essen gehen wir in Marschkolonne. Wenn Petrus jetzt die Brause abstellt und der Wind aus dem richtigen Loch pfeift, fehlt uns nichts mehr. Hoffen wir das Beste. Glück ab“
Dieser Bericht gibt sehr nett die Stimmung bei den jungen Fliegern wieder, die nach anfänglicher Skepsis, sich dann doch schnell in der neuen Umgebung, unter neuen Kameraden, zurechtfinden. Heinz Trautwein meint zum Schluß:
„Das altägliche Leben und der rege Betrieb sind so interessant, daß es sich lohnen würde, wenn Rheinberger uns besuchen kämen, zumal die 150 km leicht zu meistern sind“.
Immerhin sind 150 km auf Landstraßen zurückzulegen, um die Landschaft an der oberen Ruhr zu erreichen, gute Fernstraßen werden erst sehr viel später gebaut.
Wenige Tage später schreibt Trautwein einen weiteren Bericht für seine „Rheinberger Zeitung“:
„Wenn am Anfang unserer Zeit im Fliegerlager lästiger Regen uns am Flugbetrietb hinderte, so konnten in der letzten Woche bei wunderbarem Wetter Erfolge nicht ausbleiben. Sämtliche Teilnehmer haben eine Prüfung abgelegt. Es wurden 10 A- und 3 B-Prüfungen geflogen, und zwar die A-Prüfung, die einen Geradeausflug von 30 Sekunden verlangt. Emil Frommholz, Jacob Biewer, Horst und Dieter van Gember, Walter Gerrich, Helmut Gerull, Bröckelmann, Peter Jelessen, Willy Dahmen, Otto Cochura, Walter Regelin und Hans Dammers. Die 3 B-Piloten, von denen 5 Flüge von je 60 Sekunden mit einer S-Kurve verlangt werden, sind Josef Jansen, Fritz Höveler und Heinz Trautwein. Leider ließ das ungünstige Gelände eine C-Prüfung nicht zu. Die A-Prüfungen wurden zum größten Teil auf unser Rheinberger Maschine „Hubert Underberg“ abgelegt, während die B-Prüfungen auf „RheinpreuBen“ erflogen wurden. Denken wir an den anhaltenden Regen und betrachten wir das ungünstige Gelände, so können wir auf den Erfolg stolz sein. Vorige Woche beglückte uns Herr Franz Underberg mit einer großen Packung seiner vortrefflichen Mandelschnittchen. Am Mittwoch, dem 6. September, wird für uns der schöne und erfolgreiche Aufenthalt im Fliegerdörfchen Schüren zu Ende sein. Der Winter steht vor der Tür und mit ihm der Bau einer zweiten Maschine. Wir Rheinberger Jungflieger, die wir hier zunm ersten Male die Erde von oben kennen lernten, werden stets eine freudige Erinnerung an Schüren und das Sauerland behalten. Glück ab.“